Die Losensteiner Kapelle

Die Losensteiner waren von Beginn an immer eng mit dem Kloster Garsten, als geistliche Macht in ihrem Territorium, verbunden. So ist es auch wenig verwunderlich, dass gerade eine kleine Kapelle in der Anlage des Klosters Garsten als ständige Grabstätte der Losensteiner auserwählt wurde.

Die ursprüngliche Kapelle selbst wurde weit vor der Gründung Garstens errichtet und war dem hl. Laurentius geweiht. Manche vermuten gar, dass jene Kapelle die Urkirche von Garsten, noch vor Errichtung des Klosters war.

Blick in den Innenraum mit prachtvollem Deckengemälde (Foto: (c) Gerald Maschek 2014)

Nachweislich seit 1347 bis zum Aussterben des letzten Losensteiners 1692 wurden nahezu alle Mitglieder dieses alten Adelsgeschlechtes hier begraben. Unabhängig davon wo sie starben.

Allein der berühmte Hans Wilhelm von Losenstein auf Schallaburg, welcher Loosdorf zu einem geistigen Zentrum ausbaute und dort auch die ev. Kirche errichtete, liegt bis heute in der Pfarrkirche von Loosdorf begraben. Erst 1974 wurde sein Grabmal in die romanische Schloßkapelle der Schallaburg übersiedelt.  Das Hochgrab Hans Wilhelms von Losenstein ist ein bsonderes Kunstwerk und gibt duch die biblischen Darstellungen ein bildhaftes Zeugnis der reformatorischen Zeit.

Die Grabplatte des Hochgrabes in der Schlosskapelle der Schallaburg trägt die nahezu vollplastische Figur des Hans Wilhelm von Losenstein, dargestellt in voller Rüstung. Sein Haupt ruht auf einem Kissen, die rechte Hand liegt auf der Bibel, die linke hält das Schwert. Zu Füßen des Ritters liegt ein Löwe [mehr...]

Die Kapelle (geweiht dem hl. Laurentius) war einst viel kleiner als heute und stand ursprünglich abseits der alten Stiftskirche. Als aber im Jahr 1685 der barocke Neubau der Stiftskirche vor seiner Vollendung stand, entschied der damalige Abt Anselm, dass die damals schon etwas baufällige Losensteiner Kapelle nicht mehr zu dem neuen Prachtbau passe.

Darin bestärkt wurde er auch vom damals letzten noch lebenden männlichen Losensteiner - Reichsfürst Franz Anton von Losenstein, damals Dompropst zu Passau. Dieser ersuchte ebenfalls in einem Brief den Abt Anselm von Garsten, die Grabstätte seiner Familie gänzlich neu zu errichten und steuerte dazu 900 Gulden bei. Wenn man bedenkt, dass die gesamte Kapelle inkl. prachtvoller Ausstattung 1.260 Gulden kostete (davon 500 fl für das nackte Gebäude, 200 fl für den plastischen Schmuck der Gewölbe, 230 fl für die Stukkaturen aus Gipsmarmor am Altar, 130 fl für die Freskomalereien und 200 fl für das Altarbild des hl. Sebastian) eine beträchtliche Summe.

Abt Anselm ließ daher die alte Kapelle beginnend am 11.10.1683 abreissen und an derselben Stelle die heutige Kapelle errichten. (in den Annalen wird darüber übrigens mehrmals berichtet, dass dafür eine eigens konstruierte Maschine verwendet wurde, die den Abriss in nur 16 Tagen erledigte...). Die großen marmornen Denkmäler wurden davor behutsam auseinander genommen und sorgfältig aufbewahrt um in der neuen Kapelle wieder aufgestellt werden zu können. Grundsteinlegung für die neue Kapelle war sodann am 27.10.1683.

Franz Anton überwachte den Bau penibelst und ließ es sich auch nicht nehmen, Malereien und Stukkaturen die ihm nicht gefielen, wieder entfernen und neu errichten zu lassen.

Doch erlebte er dessen Fertigstellung 1693 nicht mehr, da er nur ein Jahr zuvor verstarb und als letzter Losensteiner offiziell hier in einem Kupfersarg in der Gruft unter der Kapelle beigesetzt wurde. Per Schiff wurde er in seinem Sarg von Wien hierher überstellt.

Am 29.09.1693 wurde die Kapelle schließlich vollendet und am 18.10.1693 wurden Altar und Kapelle von Abt Anselm und dem Passauer Diözesanbischof Kardinal Johann Phillip, Graf v. Lamberg - als Ehrerbietung für die treuen Dienste des letzten Losensteiners für das Bistum Passau - geweiht.

Die Gräber

Die Kapelle macht durch zahlreiche Fenstereinlässe, den in hellem Marmor gehaltenen Statuen und den prachtvollen Deckengemälden einen sehr freundlichen Eindruck. Dennoch war die Kapelle in erster Linie eine Grabstätte.

An der Wand aufgestellt finden sich dazu erst mal 12 Grabsteine sowie ist eine davon im Boden eingelassen. Daneben existieren noch zwei kleinere Grabsteine, welche ohne Inschrift sind, aber bereits aus dem 13. Jahrhundert stammen.

Ursprünglich waren alle diese Grabsteine im Boden der Kapelle eingelassen. In der Mitte der Kapelle - ebenfalls im Boden - war früher zudem ein Stein aus dem Jahr 1666 mit folgendem Text eingelassen:

D.O.M
Qui multis floruerunt saeculis,
Huc abierunt in cineres,
Ducali propagine,
toga sagoque inclyti,
Illustrissimi D. D. Comites a Losenstein.
Vah ut familia amplissima
exili clauditur urna;
Magna etiam morti pusilla sunt.
Quantuscunque sis viator
Pulvisculum te fore memineris
 
MDCLXVI
 
---------------------
 
Dem besten und größten Gott.
(D.O.M = Deo optimo maximo)
Die in vielen Jahrhunderten geblüht haben
hierher sind zur Asche (= zum Staub) gegangen
aus Feldherrengeschlecht
berühmt durch Ihr (vornehmes) Gewand und durch Ihr Buchenholz (Buchenwald?)
die vornehmsten von Gottes Gnaden Grafen von Losenstein
Ach! Wie eine hochberühmte Familie
in einer armseligen Urne eingeschlossen wird!
Große (bedeutende) Dinge sind für den Tod klein (unbedeutend)
Wie groß (bedeutend) du auch immer sein magst, Wanderer
Denk daran, dass Du ein Staubkorn sein wirst!
 
MDCLXVI = 1666
 
(Übersetzung von Mag. Gerhard Sitter 2014 - Herzlichen Dank!)

Nach diesem Stein führten Stufen hinunter zur Gruft. Heute kann diese nur noch durch eine schmale Öffnung mit einer Leiter erreicht werden. (siehe weiter unten).

Die Grabsteine in chronologischer Reihenfolge: (es fehlt hier noch jener von Bernhard I. (+1433) - wird nachgeliefert)

Die Monumente

Neben den fast 2m großen Grabplatten wurden für drei Losensteiner ganz besondere Denkmäler in der Kapelle gesetzt, welche auch schon in der alten Kapelle Platz fanden und hierher mitgenommen wurden:

1. Georg Achaz I (+1597)

Dieser war kaiserlicher Hofrat und ein berühmter Geschäftsmann, der 1497 in Linz starb.

Auf einem gewaltigen roten Marmorsarkophag liegt in voller Rüstung, von einem Engel am Haupte gestützt, die marmorne Gestalt des Ritters. Über ihm, zu seiner Rechten, erhebt sich auf vier Kugeln ruhend, eine Pyramide mit einem Ovalschild an der Stirnseite und zu seinen Füßen steht ein marmornes, großes Kreuz. Eine marmorne Reliefplatte stellt diesen Ritter mit seiner Gemahlin Christine von Perkhaim und seinen Söhnen Georg Christoph II. und Wolf Christoph am Lebensbrunnen dar; aus der Seitenwunde Jesu entspringen die Wasser des Lebens.

2. Georg +1557 (links) und

3. Dietmar V. +1577 (rechts)

Gegenüber dem Monument von Georg Achaz I. stehen zwei Grabmäler mit überlebensgroßen Standbildern der verstorbenen Söhne des berüchtigten Wolf von Losenstein. Zu beiden Seiten der Standbilder streben Pyramiden zur Höhe, deren Sockeln mit Basreliefs aus dem kriegerischen Leben der beiden Ritter geschmückt sind.

Die beiden Basreliefs des ersten Denkmals von Georg zeigen die Seeschlacht von Lepanto und die Erstürmung einer Veste bei welchen er beteiligt war. Der Sockel ist auch geziert mit einem Reflief, darstellend die Erschaffung von Eva und Ende der Menschheit.

Auf dem zweiten Grabmal von Dietmar V. erblicken wir die Belagerung von Wien und die Eroberung von Esseck. Darunter ein Reliefbild mit Ritter Dietmar v. Losenstein, seinen drei Frauen (Martha v. Liechtenstein, Euphemia von Hohenfeld, Helene von Herberstein) und den 15 Kindern:

In der Mitte zwischen beiden Denkmalen ist ein vergoldeter Helm aufgehangen, den einst Sebastian von Losentsein beim berühmten Losensteiner Turnier in Linz anno 1521 getragen haben soll:

Die Gruft

Die Gruft der Losensteiner Kapelle ist über eine kleine 100x50cm große Luke vor dem Altar mit einer Leiter erreichbar. Sie ist klein und schmucklos. Darin stehen insgesamt sieben Särge an den Wänden:

In einem dieser Zinnsärge wurden im 19. Jahrhundert drei Leichen des 17. und 18. Jahrhunderts zusammengelegt. Und zwar waren dies Achaz von Losenstein (+1653), Fürstin Maria Theresia v. Losenstein, Herzogin zu Münsterberg und Frankenstein (+1741) und Franz Karl von Losenstein.

Im großen Kupfersarg (im Bild rechts oben) liegt der letzte männliche Losensteiner - Reichsfürst Franz Anton von Losenstein (+1692) begraben. Die anderen Särge haben keine Inschrift und man weiß daher nicht mehr, welcher Losensteiner darin gebettet liegt.

Quellen:
Geschichte von Garsten nach alten & neuen Quellen von Arthofer Leopold 1929
Geschichte des Klosters Garstens & Gleink von Franz Xaver Pritz 1841
Mittheilungen der kk Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale, XI. Jahrgang, 1885
Fotos (c) www.burglosenstein.at / Maderthaner Karl

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Der Beginn - Etablierung des Adelsgeschlechts der Losensteiner
Das Wappen - Entstehung & Spuren in die Gegenwart
Die Burgen - ausführliche Beschreibung der Losensteiner Besitztümer
Das Turnier - detaillierte Beschreibung des berühmten "Losensteiner Turniers"
Die Geschichten - wahre Geschichten über die Losensteiner
Die Biographien - Lebensbeschreibungen berühmter Losensteiner
Der Stammbaum - der vollständige Stammbaum mit sämtlichen Kindern
Die Spuren - Hinweise auf die vielfältigen Einflüsse im deutschsprachigen Raum
Die Grabstätte - alle Details über die sog. "Losensteiner Kapelle"
Der letzte Losensteiner - Franz Anton, Reichsfürst von Losenstein
Die Religion - Die Losensteiner in Reformation & Gegenreformation