Losensteiner und die Religion

Die Dynastie der Herren von Losenstein war seit Ihrem Beginn 1252 immer eng mit der Kirche verbunden. Dies lag auch daran, dass die Urbarmachung Ihres Herrschaftsbereiches vornehmlich durch das Benediktinerkloster Garsten vorangetrieben wurde und hier eine respektvolle Koexistenz zum Vorteil beider Seiten gereichte. Nicht zuletzt deshalb wurde die Kapelle im Kloster Garsten ("Losensteiner Kapelle") zur ewigen Grablege der Losensteiner auserkoren.

Die Losensteiner versorgten daher nicht nur das Kloster Garsten immer wieder mit zahlreichen Schenkungen und Lehen, sondern ließen der katholischen Kirche im Allgemeinen immer wieder bedeutende Güter zukommen. Zur Sicherung des eigenen Seelenheiles und (vor allem) erfolgversprechenden Gegengeschäften.

Zu den bekanntesten dieser Art gehörte beispielsweise die Mithilfe bei der Gründung des Dominikanerordens 1472 in Steyr sowie die berühmte "Kaplanstiftung" für die Pfarrkirche Losenstein im Jahre 1339:

 

Quelle: monasterium.net (zum vergrößern bitte klicken)

Sinngemäße Transkription:
Gundacker, Berthold, Hartneid, Rudolf, Dietreich und Ludwig von Losenstein
schenken dem Kloster Garsten den Gatterhof bei Rechberg mit allen Rechten.
Dafür verpflichtet sich das Kloster, für Losenstein einen Priester zu
stellen, der eine hl. Messe in der Burgkapelle und eine in der Kirche im Ort
zu halten hat. Zudem ist er verpflichtet, Andachten und andere
Gottesdienste, die aus alten Stiftungen stammen zu verrichten. Falls der
Kaplan seine Pflicht versäumt, wird die Schenkung rückgängig gemacht.

Der vielfach in adeligen Kreisen vorherrschende Gebrauch, jeweils zumindest einem Spross auch die geistliche Laufbahn einschlagen zu lassen, wurde auch bei den Losensteiner mehrfach praktiziert. Dabei gelang einigen Herren und Frauen von Losenstein eine durchaus beachtliche kirchliche Karriere. So war beispielsweise

1348 - 1371 Gundaker von Losenstein Stadtpfarrer von Linz
1360 - 1390 Berthold von Losenstein Stadtpfarrer von Salzburg 
1543 - 1551 Euphemia von Losenstein Äbtissin im Frauenkloster Traunkirchen

Die Lehre Martin Luthers

Als sich jedoch zu Beginn des 16. Jahrhunderts die Lehre Martin Luthers in Mitteleuropa ausbreitete, fühlten sich auch die Losensteiner immer mehr zum Protestantismus hingezogen.
 
Sebastian von Losenstein (+1536), jener berühmte Ritter aus dem "Losensteiner Turnier" welcher zu damaligen Zeit auf der Schallaburg residierte, gehörte zum Freundeskreis von Christoph II Jörger v. Tollet, welcher Unterricht bei Martin Luther in Wittenberg nahm und als glühender Protestant nach Österreich zurückkehrte. Auch Sebastian war deshalb schon früh der neuen Lehre zugeneigt, er zeigte aber noch keine nachweislichen Akzente bezüglich des neuen Glaubens.
 
Ganz anders verhielt es sich schon bei seinem Neffen Christoph II. v. Losenstein der ihm auf der Schallaburg nachfolgte. Er konnte 1546 in einem Vergleich mit den Herren von Zelking die Lehenschaft & Vogtei über die Pfarre Loosdorf erwerben und baute den Ort zu einem der bedeutensten Zentren des Protestantismus in Österreich aus. Sein Werk vollendete dessen Sohn Hans Wilhelm - ebenfalls einer der eifrigisten Verfechter des neuen Glaubens.
 
Errichtung der evangelischen Pfarrkirche Loosdorf
durch Christoph II. & Hans-Wilhelm v. Losenstein
 
Auch die Losensteiner der Gschwendter Linie konnten spätestens mit Wolf Sigmund von Losenstein zu überzeugten Lutheranern gezählt werden. Doch wehte diesem bereits Anfang des 17. Jhd. der rauhe Wind der Gegenreformation entgegen, als sich beispielsweise der Abt des (katholischen) Klosters Garsten beharrlich weigerte, die evangelische Gattin Wolf Sigmunds nach Ihrem Tod 1616 in der Gruft der Losensteiner im Kloster Garsten zu begraben.  Nur die hervorragenden politischen Kontakte Wolf Sigmunds bis hinauf zum Kaiser konnten dies schlussendlich dennoch erreichen.
 
Doch schon 6 Jahre später, 1616, als Wolf Siegmunds eigene Gattin Susanna von Losenstein (geb. v. Roggendorf) starb, weigerte sich der Abt erneut, wandte sich aber diesmal an den Passauer Bischof und verweigerte bis zuletzt das Begräbnis. Der Kaiser konnte und wollte hier nicht mehr schlichtend eingreifen. Die Zeiten wurden härter, die Gegenreformation stand kurz bevor.

Das österr. Kaiserhaus war stets katholisch und es stellte sich im Zuge der Gegenreformation bald als vorteilhaft heraus, wieder zum katholischen Glauben zu konvertieren. Gerade Wolf Siegmund fürchtete um den drohenden Verlust seiner einflußreichen Stellungen am kaiserlichen Hofe. So konvertierte er und mit ihm seine Familie am 6. Januar 1622 wieder zum katholischen Glauben.

Errichtung der "Losensteiner Kapelle" als uralte Grablege der Losensteiner
im Kloster Garsten (Neubau finanziert durch Franz Anton v. Losenstein)
 
Das (wieder) katholisches Wirken zeigte sich auch in der Übernahme der Wallfahrtskapelle Maria Laah (bei Wolfern), welche Wolf Siegmunds Sohn, Georg Achaz II v. Losenstein 1627 mit Dominikanermönchen aus Steyr besetzen ließ. Sein Sohn Franz Anton v. Losenstein ließ die Kirche schließlich 2 Jahre vor seinem Tod 1690 erweitern und weihte sie zu Ehren der Heiligen Dreifaltigkeit, der Mutter Gottes und den 14 Nothelfern.
 
Wallfahrtskirche Maria Laah von Georg Achaz II betreut und von Franz Anton erweitert
 

Die Losensteiner der Linie Losensteinleithen zu Schallaburg hingegen blieben bis zu deren Aussterben 1635 dem neuen Glauben treu. Sie bezahlten dies aber schlußendlich mit der Vertreibung des letzten Losensteiners dieser Linie - Georg Wolfgang - ins mährische Geiersberg, welcher mit seinem ebenfalls wg. des Protestantismus nach Regensburg vertriebenen (und dort kurz darauf verstorbenen) Großvaters Georg von Stubenberg seinen einzigen Schutzherrn verlor. (siehe auch nähere Ausführungen im Stammbaum)

Spätestens ab 1635 bekannten sich wieder alle Losensteiner eifrig zum alten Glauben und so brachte es schlußendlich der letzte Spross der Losensteiner - Franz Anton, Reichfürst von Losenstein - nicht zur zum Dompropst von Passau, sondern gar zum Koadjutor des Bistums Olmütz und Titularbischof von Dura.

Conclusio

Es kann also mit Fug und Recht behauptet werden, dass die Herren von Losenstein in Ihrer wechselvollen 440jährigen Geschichte nicht nur wichtige Ämter und Entscheidungsfunktionen in der "alten" katholischen Religion, sondern während der Blütezeit des Protestantismus in Österreich diesen auch wesentlich - vor allem in den niederösterreichischen Landen durch Christoph und seinem Sohn Hans Wilhelm - nachhaltig geprägt haben.
 
Die Herren von Losenstein stützten Ihre Macht nie auf die Kirche - ja sie trugen sogar den ein oder anderen offenen Konflikt über manch wirtschaftliche Interessenskonflikte mit ihr aus. Sie blieben aber stets mit ihr in einer fruchtbaren Symbiose zum Vorteil aller verbunden.
 
Das sichtbare Zeichen Ihres Wirkens ist bis heute ist unter anderem in der prachtvollen Losensteiner Kapelle in Garsten als auch in der von den Losensteinern erbauten Pfarrkirche & evangelischen Schule in Loosdorf erhalten geblieben.

Quelle:

Die protestantische Hohe Schule in Loosdorf 1574-1627"
von Helene Miklas
Landesarchiv OÖ
Monasterium.net
Wikipedia

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Der Beginn - Etablierung des Adelsgeschlechts der Losensteiner
Das Wappen - Entstehung & Spuren in die Gegenwart
Die Burgen - ausführliche Beschreibung der Losensteiner Besitztümer
Das Turnier - detaillierte Beschreibung des berühmten "Losensteiner Turniers"
Die Geschichten - wahre Geschichten über die Losensteiner
Die Biographien - Lebensbeschreibungen berühmter Losensteiner
Der Stammbaum - der vollständige Stammbaum mit sämtlichen Kindern
Die Spuren - Hinweise auf die vielfältigen Einflüsse im deutschsprachigen Raum
Die Grabstätte - alle Details über die sog. "Losensteiner Kapelle"
Der letzte Losensteiner - Franz Anton, Reichsfürst von Losenstein
Die Religion - Die Losensteiner in Reformation & Gegenreformation