Die Vorburg

Die heute erkennbare Vorburg geht auf eine Umplanung des ursprünglich nur als Toranlage konzipierten Außenwerks zurück, da seine hofseitige Ostmauer eine offensichtlich bereits fertiggestellte ältere Toranlage durch Überbauung außer Funktion setzte.

Die Vorburg setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Einem nördlichen turmartigen Bau (15x9m) und einem schon sehr verfallenen Anbau (15x18m). Der Turmbau beinhaltete Aufenthaltsräume mit Stube für den Pfleger der Burg und die Wachmannschaften. Im Anbau waren vornehmlich die Werkstätten, Ställe und Wirtschaftsgebäude untergebracht, welche für die Versorgung der Hauptburg benötigt wurden.

Zugang:
Der Zugang zu den Wohnbereichen der Vorburg, welche für die Pfleger und Verwalter der Burg bestimmt war, erfolgte ähnlich wie beim Palas über eine Holztreppe außen in die große bogige Öffnung auf der hofseitigen Mauer. Von hier aus gelangte man in die Wohnstube, den Aborterker (Toilette) und Nebenräume.

Der Zugang im Erdgeschoss war für Werkstätten oder auch für Personalunterkünfte.

Holzstube:
Die vorhin erwähnte Holzstube (üblich auf Burgen seit Mitte des 13. Jhd. - siehe hierzu auch Wohnhaus) befand sich in der Nordostecke des 1. Obergeschosses und sind hier sehr gut durch die für die Stubenbelichtung typischen noch erhaltenen Fenster erkennbar. Zwei dieser Öffnungen liegen hofseitig (siehe Bild), die dritte übereck in der dem Zugang zugewendeten Nordmauer:

Es ist für diese Kammer eine ungefähre Größe von rd. 4,3m anzunehmen. Es ist weiters anzunehmen, dass westlich dieser Kammer im 1. OG ein ca. 1,5m breiter Gang exisiterte von wo aus wiederum der Kachelofen beheizt wurde und welcher durch die zentrale Lichtscharte in der Westwand (Richtung Enns) belichtet wurde. 

Dieser 1,5m breite Gang führte unter anderem auch zur Toilette, deren Zugang und Aborterker noch heute sehr gut erkennbar sind.

Wiederum ein Hinweis auf die vorrangige Nutzung des des 1. OG als Wohnraum für Pfleger & Verwalter der Burg.

Baugeschichte

Die Vorburg in Losenstein wurde höchstwahrscheinlich nach dem Jahr 1274 errichtet, als Dietmar II. von Losenstein endgültig von der Burg Steyr hierher übersiedelte. Die Anlage sollte u.a. verhindern, dass sich Belagerer an diesem flacheren Stück festsetzen.

Auch bestand früher keine Verbindung zwischen Vor- & Hauptburg. Eine Schlucht hat beiden Teile getrennt, diese wurde aber im Laufe der Jahrhunderte zugeschüttet.

Sehenswürdigkeiten

Die Sehenswürdigkeiten baulicher Natur sind in der Vorburg vor allem der noch sehr gut erhaltene Aborterker, man könnte auch sagen, eine 800 Jahre alte Toilette. Im Inneren der Vorburg ist der Zugang dazu im 1. Stock zu sehen, geht man um die Vorburg herum, dann von der äußeren Ecke ein guter Blick darauf geworfen werden.

In dem Bereich wo man die Vorburg betritt war früher eine Art Vortor, wovon die noch sichtbare Riegelbahn in der Mauer zeugt.

Geht man um die Vorburg herum, wird man mit einigen schönen Ausblicken auf den Ort Losenstein und den Ennsfluß belohnt. Ein gemütliches Bankerl lädt hier zum verweilen ein.

Detailbeschreibung

1) Der turmartige Hauptbau:

Sei Eingang lag im Erdgeschoß (jetzt rechts neben der Infotafel) und ist auch heute noch die Türriegelbahn in der Mauer sehr gut erhalten. Zu beiden Seiten der Tür ist eine mit Eichenbohlen überdeckte Schlitzscharte eingebaut.

Über dem Eingang im Erdgeschoß befindet sich eine zweite Türöffnung, und daneben, in derselben Wand, sind zwei kleine Trichterenster sowie eine Schlitzscharte (15x48cm) aus Tuffstein eingebaut. In der Südwand gibt es ein kleines liegendes Fenster (50x25cm). Die Nische ist flachbogig mit Tuffstein eingewölbt. In der Ecke steht ein gotisches Türgewände aus Tuffstein. Dieses führte in den Aborterker (Toilette), welche auch heute noch sehr gut erhalten ist.

Hier der Grundrissplan des 1. OG:

In der Westwand bestehen zwei Öffnungen, ein Fenster (37x90cm) und ein Schlitz (17x75cm), deren Nischen flach mit Steinplatten und Tuff eingewölbt sind. in der Nordwand ist ein kleines rundbogiges, trichterartiges Fenster eingebaut.

Vom zweiten Obergeschoß stehen nur noch einzelne Mauerreste bis zu einer Höhe von 3m. Der Eckverband außen wurde ungefähr ab dem ersten Obergeschoß aus Tuffsteinen hergestellt.

2) Der Anbau:

An seiner Nordwestecke bestand ein Tor (dort wo jetzt der Fahrweg in das Gebäude mündet), eine Art Vortor auf dem Fahrweg zur Haupburg. Dies konnte nur durch den tief in die Mauer reichenden Riegelgang festgestelt werden, der auch heute noch gut ersichtlich ist. An der Südwand sind drei Schlitzscharten eingebaut. Die Ostwand und zum größten Teil auch die Nordwand fehlen.

Textquellen:
“Ortschronik Losenstein” - Mag .Dr. Adolf Brunnthaler 1995 / OÖ Landesarchiv
Forum OÖ Geschichte unter www.ooegeschichte.at (Link Räumliche Ausstattung OÖ Burgen --> Losenstein)
Burgen in Oberösterreich von Ing. Götting, 1986, OÖ Landesverlag
Dr. Gerhard Reichhalter, Stadtarchäologie Wien