Die Türkenflucht 1529

Als im Jahre 1529 in Wien die erste Türkenbelagerung stattfand, streiften vereinzelte türkische Heerscharen auch ins Landesinnere und verwüsteten so manches Dorf und Stadt. So wurden Sie auch kurz vor Steyr gesichtet und verbreiteten dort Angst und Schrecken. Viele, vor allem die Frauen, Kinder und Ältere flohen aus der Stadt Steyr Richtung Linz.

Zu der Zeit war Wolf von Losenstein Herr über Schloss & Herrschaft Gschwendt und somit auch Besitzer des Marktes Neuhofen/Krems.

Als nun die Flüchtlinge auf dem Weg nach Linz durch Neuhofen zogen, ließ er sie alle anhalten und unter Arrest stellen.

Erst als Sie ihm die von ihm geforderte Ehrung zuteil werden ließen und ein Lösegeld von 32 Pfund Pfennige zahlten, ließ er sie weiterziehen.

Als dann acht Jahre später im Jahr 1537 sein Sohn Dietmar V. von Losenstein bei der Schlacht von Esseck (Ungarn) in türkische Gefangenschaft geriet, meinten nicht wenige, dass dies die gerechte Strafe für die schändliche Behandlung der Steyrer Flüchtlinge sei. Er mußte damals zudem ein großes Lösegeld für seinen Sohn erlegen, damit dieser wieder freigelassen wurde.

Wolf von Losenstein war zu jener Zeit vor allem wegen seiner rauhen, harten Gemütsart berüchtigt Es wird in einigen Dokumenten sogar erwähnt, dass er damals noch einer der hartnäckigsten Anhänger des mittelalterlichen Faustrechts gewesen sein soll. In jungen Jahren war er zudem auch Teil der berüchtigten Bande von Raubrittern rund um Bernhard Zeller von Schwertberg. Siehe hier auch die Geschichte - "Der Raubritter".

Anm.: Das Faustrecht war jene mittelalterliche Rechtsordnung, in welcher der einzelne seine Rechte anderen gegenüber selbst durchsetzt (Das "Recht des Stärkeren"). Erst im Laufe der Zeit setzte sich das allgemeine Gerichtswesen durch.

Quelle: Museal-Blatt / Zeitschrift für Geschichte, Kunst, Kultur und Technologie Österreichs ob der Enns und Salzburg vom 23.12.1840