Schloss Losensteinleiten

Die erste urkundliche Erwähnung des früher unter "Leiten" bekannten Gutes fand 1323 statt, als ein "Chunrat der Mair auf der Leiten" in einer Urkunde von Abt Englschalk von Gleink als Zeuge erwähnt wird. Dieses Gut "Leiten" war ein früheres Lehen der Flachnecker und gelangte 1362 in den Besitz der Losensteiner.

In diesem Jahr erwarb Dietrich I. v. Losenstein von einem gewissen Niklas Flußhart das als "Lehen an der Leiten in der Hofkirchner Pfarr" genannte Gut. Da sein Sohn Dietrich II. kinderlos verstarb, erbte die Besitzungen dessen Neffe Hartneid II. v. Losenstein. Dieser erweiterte den Komplex 1365 um die freieigene Hube in "Dratenbach" nordöstlich von Losensteinleiten von Härtel dem Katringer.

Hartneid II. wiederum hatte nur einen Sohn - Bernhard von Losenstein - welcher zu der  Zeit der einzige überlebende männliche Vertreter der Linie war und sämtliche Losensteiner Besitzungen (Gschwendt, Losensteinleiten, Losenstein & Schallaburg) unter seinem Namen vereinte.

Er war es auch, der zwischen 1409 und 1431 das ehem. Gut an der Leiten zum stattlichen Wasserschloss Losensteinleiten ausbaute. Aufgrund der strategisch guten Lage und der ungleich größeren Annehmlichkeiten, die dieses Schloss gegenüber seiner alten Stammburg Losenstein bot - verlegte er seinen Sitz von Losensteiner hierher. Damit verbunden auch die Gerichtsbarkeit was den Niedergang der alten Veste Losenstein besiegelte, welche seitdem verfiel. Ab 1418 residierten die Losensteiner dauerhaft auf Losensteinleithen.

Im Jahre 1456 erhielten schließlich Bernhards Söhne Hartneid III., Florian und die Kinder des 1449 verstorbenen Rudolf I. Schloss Losensteinleiten von König Ladislaus zu Lehen.

In den Jahren 1560 bis 1570 ließ Georg Achaz I. von Losenstein das Schloß im Renaissancestil umbauen und wesentlich erweitern. Um das Jahr 1590 erweiterte er das Schloss um weitere drei Trakte und als er 1597 starb, vollendete seine Gattin Christina von Perkhaim das Werk.

Losensteinleiten nach dem Vollausbau

Hofprediger

Die Losensteiner waren eifrige Anhänger Martin Luthers und stellten dazu auf Schloß Losensteinleiten einen eigenen Hofprediger an. Dieser verursachte einen derartig großen Zulauf von Bürgern der nahen Stadt Steyr, dass der dortige Burggraf seine Bürger 1534 ermahnte diese Predigten auf Losensteinleiten nicht mehr zu besuchen. Allerdings ohne Erfolg.

Ab 1600 begann man dann, all jene Bürger von Steyr die Ihre Kinder auf Losensteinleiten taufen ließen, nach Linz unter Arrest zu stellen oder mit Geldbußen zu belegen. So beschwerte sich 1612 auch der Probst Georg von St. Florian dass die Prediger von Losensteinleithen durch Schmähen und Verhspotten die Rekatholisierung in Hargelsberg und Hofkirchen sehr behindern.

heute ist im Schloss Losensteinleiten ein Pflegeheim untergebracht

Schlossherren auf Losensteinleiten

1362 - 13?? Dietrich I. von Losenstein (Sohn Dietmar II.)
13?? - 13?? Dietrich II. von Losenstein (Sohn Dietrich I.)
13?? - 1409 Hartneid II. von Losenstein (Cousin Dietrichs II.)
1409 - 1434 Bernhard von Losenstein (Sohn des Hartneid II.)
1434 - 1452 Florian von Losenstein (Sohn des Bernhard)
1452 - 1509 Wilhelm von Losenstein (Sohn des Florian)
1509 - 1527 Achaz von Losenstein (Sohn des Wilhelm)
1527 - 1558 Christoph II. von Losenstein (Sohn des Achaz)
1558 - 1597 Georg Achaz I. von Losenstein (Sohn des Christoph II.)
1597 - 1614 Georg Christoph II. von Losenstein (Sohn des Georg Achaz I.)
 
Georg Christoph musste 1614 wg. der großen Schuldenlast die er von seinem Onkel Hans Wilhelm mit der Schallaburg übernommen hatte, neben eben dieser Schallaburg auch Losensteinleithen an seinen Schwiegervater Georg v. Stubenberg abgeben, welcher im Gegenzug die Schulden für ihn beglich. So kam es, dass Losensteinleithen ein Jahr in der Besitzfolge der Losensteiner durch die Stubenberger unterbrochen war:
 
1614 - Georg d. Ältere v. Stubenberg
 
Dieser wiederum übergab Schloß und Herrschaft Losensteinleiten noch im selben Jahr an den Cousin Georg Christophs II, dem Wolf Sigmund von Losenstein aus der Gschwendter Linie. Dieser verpflichtete sich in einem Vertrag, das Schloss und Herrschaft in den nächsten 3 Jahren weder zu veräußern noch zu vererben - denn sollte Georg Christoph II wieder auf finanzielle Beine kommen, wurde ihm ein Rückkaufsrecht eingeräumt. Dieser nahm dies aber nicht wahr und so verblieb Losensteinleithen ab da an in der Gschwendter Linie. Die Linie Losensteinleithen erlosch 1635 durch den Tod von Georg Christoph II. einzigen Sohn Georg Wolfgang, welcher nur 19jährig im böhmischen Geyersberg starb.
 
1614 - 1626 Wolf Sigmund von Losenstein (Cousin des Georg Christoph II)
1626 - 1653 Georg Achaz II. von Losenstein (Sohn des Wolf Sigmund)
1653 - 1666 Franz Adam von Losenstein (Sohn des Georg Achaz II)
1666 - 1685 Johann Franz Adam von Losenstein (Sohn des Franz Adam)
1685 - 1692 Franz Anton von Losenstein (Sohn des Georg Achaz II und Onkel von Johann Franz Adam)
1692 - 1701 Maria Rosalia & Maria Theresia von Losenstein gemeinschaftlich (Schwestern von Franz Anton)

Übergang von Losenstein auf Auersperg

Nach dem Tod des letzten Losensteiners 1692 (Dompropst Reichsfürst Franz Anton von Losenstein) ging der komplette Immobilienbesitz der Losensteiner (inkl. der Burg Losenstein, Schloß Losensteinleiten und Schloß Gschwendt) an das Geschlecht der Fürsten von Auersperg:
 
Maria Katharina von Losenstein heiratete einen Johann Weickhard von Auersperg, wobei Maria Katharina schon 1691 (also 1 Jahr vor Franz Anton) verstarb. Daher erbte nach dem Tod des letzten Losensteiners Maria Katharina's ältester Sohn Franz Karl, Fürst von Auersperg diesen reichen Besitz. Die Verhandlungen darüber mit den verbliebenen weiblichen Losensteiner Nachfahren
 
1) Maria Theresia von Losenstein (*1628 +1703)
2) Maria Rosalia von Losenstein (*1645 +1700)
 
endeten schließlich mit Verträgen vom 1.6.1700 bzw. 1.7.1701 mit den Auersperger Erben und kann das Jahr 1701 als formeller Übergangstermin von Schloß & Herrschaft Losensteinleithen an das Geschlecht der Auersperger gesehen werden.
 
 
Die ausführliche Geschichte (nach der Ära der Losensteiner) könnt Ihr auf der Seite www.burgen-austria.at nachlesen.

Der Schloßgarten

Ein heutzutage weitgehend unbekannter Teil des Schlosses Losensteinleithen war der unter den Losensteinern errichtete Schloßgarten, der heute leider gänzlich verschwunden und weitgehend überbaut ist. Wenn man an der Landesstraße 564 entlangfährt, begann dieser ungefähr dort wo heute die Tankstelle & Raiffeisenbank stehen:

Urmappe aus dem Jahr 1830 - hier ist der Garten noch vorhanden und gut in seiner Struktur erkennbar. Unten Mitte das Schloss Losensteinleithen, dazwischen ehemalige Wirtschaftsgebäude des Schlosses

Ansicht heute - der gelb umrandete Teil zeigt wo sich der Schlosspark früher befunden hat.

Dieser sog. Schloß- oder Hofgarten wird in einem Anschlag von 1692 wie folgt beschrieben:

Der Hofgarten der direkt vor den Toren des Schlosses angelegt wurde, ist mit einer hohen Mauer umgeben, welche lediglich durch drei Türme unterbrochen wird. Der erste der Türme lag strassenseitig (entlang der jetzigen Bundesstraße) und beinhaltete ein sog. "Lusthaus" welches durch eine steinerne Stiege erreicht werden konnte. Dieser Turm hatte auch eine Schießscharte und einen kleinen Vorgarten.

Von diesem Lusthaus ausgehend folgte ein 300x300 Schritte großer Blumengarten mit einem kleinen Teil Kräutergarten. Daran anschließend ein Hain aus Obstbäumen, in deren Mitte ein schöner achteckiger Springbrunnen mit einer steinernen Figur des Neptun stand, in welchem das Wasser kunstvoll zugeleitet wurde.

Ein Bruckstück dieses Brunnens mit drei wasserspeienden Kobolds- oder Panköpfen ist heute in die Gartenmauer des Hauses Nr. 7 (das ehem. Jägerhaus des Schlosses) eingearbeitet:

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Von der gesamten Anlage ist heute nichts mehr übrig, auch die Figur des Brunnens und andere bauliche Elemente des Gartens sind nach unserem heutigen Wissensstand nicht mehr vorhanden oder wurden anderweitig verbaut. Einen kleinen Teil dieses Gartens kann man auch im Kupferstich von Vischer rechts unten noch gut erkennen!

 
Quelle:
H. Baumert, G. Grüll - "Burgen und Schlösser in Oberösterreich. Salzkammergut und Alpenland"
DEHIO OÖ
Einantwortungsvertrag v. 1614 zw. Georg v. Stubenberg, Wolf Sigmund v. Losenstein & den OÖ Ständen

Die Gegenwart

Heute liegt das Anwesen im Ortsteil Losensteinleithen in der Gemeinde Wolfern welche erst im Jahr 1918 von Losensteinleiten auf Wolfern umbenannt wurde. Das Gemeindewappen von Wolfern trägt  heute noch den Panther der Losensteiner auf der rechten Seite.